Ergebnisse


„Im Jahr 2030 existieren wiederverwendbare, flexible Methoden und Werkzeuge für die Erhebung, die Qualitätssicherung und -kontrolle, die Analyse, die Archivierung und die Veröffentlichung von Citizen-Science-Daten“ – Bonn et al. 2022: 63 1

Aus diesem Zitat können zwei übergeordnete Aspekte abgeleitet werden: Einerseits die Bedeutsamkeit einer adäquaten Qualitätssicherung sowie -kontrolle und andererseits die Existenz eines gewissen Defizits, das in diesem Bereich der Citizen Science noch vorliegt. Mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse der Expert_inneninterviews kann der Ist-Zustand der Citizen Humanities-Projekte Zeit.shift und Jewish Places festgehalten werden. Im Folgenden sind fünf übergeordnete Kategorien zusammengefasst, die aus der Analyse der Projektbeschreibungen angesichts des Workflows und des Qualitäts- und Datenmanagements hervorgehen. Sie sind als Handlungsempfehlungen verfasst:

Kategorie Beschreibung
Kommunikation Eine intensive Kommunikation zu den Teilnehmer_innen spiegelt Anerkennung und Wertschätzung seitens des Projekts wider. Dies stärkt die Beziehung zwischen Gesellschaft und Wissenschaft und regt den Austausch unter den Beteiligten selbst an. Im Hinblick auf die Datenschutz-Grundverordnung wird eine direkte Kontaktierung (ohne Erlaubnis der Betroffenen) erschwert, jedoch kann auf Diskussionsforen ausgewichen werden. Außerdem kann mit Feedback die Qualität der Daten verbessert werden.
Rekrutierung Angesichts einer angemessenen Datenqualität gehört auch eine Rekrutierung der Teilnehmenden zu den relevanten Herangehensweisen. Mithilfe von Workshops oder auch Anleitungen sowie FAQs, die offline zu finden sind, kann den Beteiligten nähergebracht werden, welche Gesichtspunkte für das jeweilige Projekt individuell bedeutsam sind. Zudem kann das Projektteam die Beteiligten bei ihrer partizipativen Arbeit begleiten, indem es jederzeit kontaktiert werden und um Unterstützung gebeten darf.
Qualitätssicherung Je nach Projektkonzeption und -ziel ist eine Qualitätssicherung durch Fachexpert_innen nicht zwingend notwendig. Das Projekt kann individuell entscheiden, welcher Qualitätsstandard anzustreben ist und wie sie diesen erreichen möchten. Die Einbeziehung der Partizipierenden kann zudem ein Vertrauen ihnen gegenüber signalisieren.
Veröffentlichung der Daten Der direkte Einsatz der gesammelten Daten zeugt von Anerkennung und Wertschätzung der Beteiligten. Zusätzlich dient dies ihrer Motivation.
Gebündelte Projektplattform Für eine unkomplizierte Auffindbarkeit wird die Empfehlung ausgesprochen, sich auf eine gebündelte Projektplattform zu beschränken. Somit können eine Übersichtlichkeit gewährleistet und das Verständnis für das Projekt gestärkt werden.


Dies sind alles Aspekte, die allgemein auf Citizen Science-Projekte übertragen werden können. Sie sind nicht ausschließlich für den Fachbereich der Citizen Humanities sinnvoll einzusetzen. Somit kann festgehalten werden, dass die theoretischen Überlegungen aus der Forschungsliteratur – wenn sie auch induktiv aus Erfahrungen vorheriger Projekte und innerhalb von Arbeitsgruppen entstanden sind – anhand dieser generalisierten Handlungsempfehlungen verifiziert werden können. Außerdem kann ihre Relevanz mit den Aussagen der Projekte verstärkt werden.

Mit dieser qualitativen Analyse konnte jedoch trotzdem eine umfassende Retrospektive von Zeit.shift und Jewish Places erstellt werden, die ihren eigenen Mehrwert hat: Sie dient der Verbreitung von Erfahrungsberichten aus denen ebenfalls Lehrendes abgeleitet werden kann, wie es in den Handlungsempfehlen dargestellt ist. Beide Projekte haben ihre individuellen Lücken, denen sie sich aber bewusst sind und die sie erst durch die Praxis für sich feststellen konnten. Ihre daraus gewonnenen Erkenntnisse sind für das Projekt, aber auch für die CS-Community bedeutsam. Sowohl in Zeit.shift als auch in Jewish Places wurde zudem eines klar: CS hat Potenzial. CH hat genauso Potenzial. Es liegt noch offen, welche Methoden und Tools sich in den Humanities entwickeln werden, um diesen Forschungsansatz weiter auszubauen und zu gestalten: 2030 klingt vielversprechend laut Bonn et al. (2022:63)!

  1. Bonn, Aletta/ Wiebke Brink/ Susanne Hecker/ Thora Hermann/ Christin Liedtke/ Matthias Premke-Kraus/ Silke Voigt-Heucke/ Julia von Gönner/ Carolin Altmann/ Wilhelm Bauhus/ Luiza Bengtsson/ Miriam Brandt/ Till Bruckermann/ Andrea Büermann/ Peter Dietrich/ Daniel Dörler/ Regina Eich-Brod/ Michael Eichinger . . . Silvia Woll (2022): Weißbuch Citizen-Science-Strategie 2030 für Deutschland, Leipzig, Berlin.